Das Bodental früher

Lage

Das Bodental zieht sich zwischen Aßmannshausen und Lorch von der Kammerforst Höhe herunter zum Rhein und zur Bundesstrasse B42 und liegt rechtrheinisch von Trechtingshausen (Rheinland-Pfalz) im Bundesland Hessen. In Bergeshöhe links vom Tal die Georgsruh, rechts außen die Felsformation Teufelskadrich.

Das Bodenthal. Digitale Landkarte aufrufbar => OpenStreetMap.org oder zVa

Namen

Der Namen des Tals hat sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert. Von Buttindale, Buthendale, Butendale, Bottendal zu Bodental. Er war namensgebend für das Geschlecht „Buttindale“ in Trechtingshausen, Heimbach und Diebach. Das Tal wird heute Bodental ( in der Allg. Zeitung) und Bodenthal (in digitalen Geokarten) benannt.

Nachfolgende Zitate sind von Adolf Schmitt-Krämer (Binger AZ Redaktion) 1957:

Die sich an den Talseiten erstreckenden Weinbergslagen wurden bereits in Lorcher Urkunden des Mittelalters gepriesen:

die vorzüglichste der Lorcher Gemarkung mit 700 Gulden das Stück von zwölfhundert Litern bewertet

Das Dorf Bodenthal (Buttindal)

Früher lag hier das eher kleine Dorf Bodenthal (Buttindal). Weitere Lorcher Urkunden belegen, dass Buttindal bereits 1108 und 1128 als Weinort bestand, sodass der heutige Weinbau im Bodental über 900 Jahre alt ist. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatten die Rheingrafen Dorf Buttindal und seine Weinberge von den Grafen von Nassau zu Lehen.

1269 trat ein Junker Heinrich de Bothindal in der Geschichte auf. Das Geschlecht der Buttindal war auch in Trechtingshausen, Heimbach und Diebach ansässig. 1326 sind Edelknecht Heinrich Buttindal und 1374 Edelknecht „Heinrich Bottindal von Trechtingshausen“ benannt.

Als das Dorf Buttindal aufhörte zu bestehen (Zerstörung?) ist anzunehmen, dass seine Einwohner auf die andere Rheinseite nach Trechtingshausen umzogen, aber ihre Besitzrechte und die Bewirtschaftung der Weinberge behielten.

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Geschichte und Geschichten

Von der Teufelskadrich-Burgfräulein-Sage über den Weinbau bis zum „Suleika“-Campinggplatz– ein geschichtlicher Abriss zum Bodental von Waldemar Palasdies aus dem Rheingau-Heimatjahrbuch:

Quelle: Rheingau-Jahrbuch, Seite 135, Artikel von Waldemar Palasdies. zVa
Quelle: Rheingau-Jahrbuch, Seite 136, Artikel von Waldemar Palasdies. zVa
Quelle: Rheingau-Jahrbuch, Seite 137, Artikel von Waldemar Palasdies. zVa

1085 erste urkundliche Erwähnung

In der ältesten Urkunde von Lorch/Rheingau wurde 1085 die Stadtgründung belegt und Erzbischof Wesilo von Mainz beurkundete, dass der Domcanonicus Embricho dem Mainzer Domkapitel Weinberge im „Badentale“ schenkte.

1551 der gerichtliche Pachtzins-Vergleich des Trechtinghäuser Schultheis Johann Leyse (Leiß) im Bottental

1551 Pachtzins 4 fl für Weingarten im Bottental Gemarkung Lorch, Gericht zu Trechtingshausen. zVa

Bodental 1551 Pachtzins 4_fl_Weingarten im Bottental Gemarkung Lorch, Gericht Trechtingshausen, das DOKUMENT

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, Findbuch

1646 Traubenstreit im Bodental

Mit Keltermessern gegen die Lorcher. (Textaufbereitung folgt noch)

Trechtingshäuser Weinberge

Das Bodental gegenüber Trechtingshausen, heute im Bundesland Hessen im Gemeindegebiet von Lorch, war im Mittelalter eine politische Einheit mit linksrheinisch (Binger Land) und rechtsrheinisch (Rheingau) im Besitz des Erzstiftes Mainz. Nach Quellen bewirtschafteten Trechtingshäuser mindestens seit dem 16. Jahrhundert ihre Weinberge im Bodental.

Das Zentrum des Bodentals mit dem „Weißen Haus“. Foto 2012: Fam.Archiv. zVa

Umlegung: 1937 beschlossen 1953 beendet

Umlegungsverfahren

Die Umlegung des Distriktes Bodental und die Erschließung durch Wege war durch die überaus starken Reblausverseuchungen dringend notwendig geworden, lagen doch, gering geschätzt, zwei Drittel dieses steilen Weinberggebietes, das nur durch schmale unwegsame Pfade erreicht werden konnte, vollständig brach. Zitationshinweis: Allg. Zeitung Bingen 1953

Der Heimatforscher und kulturgeschichtliche Publizist Frank Thein (Tre) stellte heraus, dass sich die hessische Ministerialrätin Johanna Rodenbach vh. Spangenberg erfolgreich zu Gunsten der Trechtingshäuser Winzer engagierte.

Sie war auch als Landtagsabgeordnete im 1. hessischen Landtag 1946-1950 und Abteilungsleiterin für Erwachsenenbildung beim Hessischen Ministerium für Erziehung und Volksbildung in Wiesbaden. Ihre ehrende Bundesverdienstkreuz-Plakette befindet sich am Ehrenmal des Friedhofs in Tre.

Umlegungsarbeiten Distrikt Bodental abgeschlossen. Foto: Thein, AZ Bingen 1953 zVa

Artikel und Lageplan der südlichen Gewanne

Ortsbürgermeister Collerius und die Trechtingshäuser Winzerschaft kämpften langwierig, aber erfolgreich mit dem hessischen Staat um jeden Zuschusspfennig und um die Beseitigung aller Widerstände der Umlegung und Wegeplanung.

Umlegungsarbeiten Distrikt Bodental abgeschlossen. AZ Bingen 1953 zVa

Winzernachen vor Trechtingshausen

Zur Rheinüberquerung vom linksrheinischen Trechtingshausen zu den Weinbergen der Trechtingshausener Winzer in das gegenüberliegende Bodental in Hessen ankerten vor Trechtingshausen ca. 30 bis 40 motorlose Winzerboote, vor dem WK2 aus Holz, danach mit Metallrümpfen.

Foto: Archiv Verein für Ortsgeschichte Tre. zVa

Die motorlose Rheinquerung

Sie wurden von Personen am Ufer über ein Seil ein Stück weit stromaufwärts gezogen (getreidelt), während der „Steuermann mit einer Stakstange das Boot vom Ufer etwas fern hielt. Dann hieß es „alle an Bord“ ,um mit 2 Ruderriemen lenkend und meist nicht eingesetztem Segel driftend und ca. 1 km rheinabwärts verlierend den Rheinstrom zu queren.

Manuelle Weinbergsarbeit

Die Winzer schnitten sowohl im Winter als auch im Sommer ihre Reben. Der Winterschnitt wurde an frostfreien Tagen im Januar und Februar durchgeführt: 1 Kneten mit 2 Blütenknospen (Augenpaar) als Basis der nächstjährigen tragenden Reben und eine oder zwei Bogenreben (kräftige letztjährige etwa 1 Meter lange Triebstücke, die bogenförmig am Draht befestigt werden).

Binden, Giwwele (die Spitzen der langen Fruchttriebe werden ca. im Juni eingekürzt) Boden hacken und Düngen waren einige der Arbeitsgänge, die bis zur Weinlese im Herbst das Jahr über gemacht wurden. Durch die Steillage der vor der großen Umlegung (Bodenreform) kleinparzelligen Weinberge mit vorzüglichem Schieferboden war früher kein maschineller Einsatz möglich: Alles wurde in Handarbeit ausgeführt.

Kahnpartie vor Trechtingshausen 1935

von links: Adam Tabarelli (7 Jahre), Christine (Christa, später Dina) Tabarelli (12 Jahre) und ihr Vater Johann Baptist Tabarelli (46 Jahre).

Hölzerner Winzerkahn 1935 vor Tre. Von links: Adam Tabarelli (7 Jahre), Christa Tabarelli (12), Johann Baptist Tabarelli (46) mit der Stakstange. Quelle: Fam. Archiv. Zur Vergrößerung anklicken.

Der Bodentaler Riesling

Johann Baptist Tabarelli (1889-1980) besaß im Bodental 4 Weinberge, die er später seinen 4 überlebenden Kindern vererbte. Das bedeutete für Oma Elli (Elisabeth Walldorf 1919 vh. Tabarelli), ihre Kinder und 13 Tabarelli- und Hanß-Enkel nach dem WK2-Ende viele Rheinquerungen mit dem Winzerkahn „Alfred“ übers Jahr, harte Arbeit und als Abschluss die Weinlese.

Bodental-Steinberg Riesling im „Lehn“

Erinnerungen des Herausgebers als ältester der 13 Tabarelli/Hanß-Enkel: Mein Vater Klaus Tabarelli (1920-2023) hatte den hoch oben am Waldrand gelegenen Weinberg „Im Lehn“ erhalten. Der Blick vom „Lehn“ über den Rhein nach Trechtingshausen war immer wieder grandios, gefühlt schaute man 200m steil abwärts auf Rheinstrom und Dorf.

Trechtingshausen … am blauen Band … im grünen Land

Bei der Weinlese bedeutete das für den Legelsträger den weitesten Fuß“weg“ steil bergab zur Trauben-Abgabe. Sein Legel wurde maximal beladen: die Trauben im Legel „gemostert“. Welch eine Arbeitsleistung, das Gewicht des schweren Holzlegels bis zum Rand voll mit „Brie“ (Traubensaftbrühe) zu Tal zu tragen.

Winzerhaus Trechtingshausen

Die Mühe war beim Säure-/Frucht-verschmelzenden Bodentaler Riesling in froher Runde im Winzerhaus Trechtingshausen vergessen.

Stammtisch im Winzerhaus Trechtingshausen ca. 1970. Von links Nikolaus Weyer, NN1, NN2, Johann Baptist Tabarelli, Elisabeth (Lissi) Braun vh. Gutting. Bildquelle: privat. zVa

Lorcher Bodental-Steinberg Riesling trocken 2023

Dieser Rheingauer Lagen-Riesling ist eine Zierde seiner Herkunft: köstliche Aromen von Pfirsichen, Äpfeln und Zitrusfrüchten, animierende Frische, feine Mineralität. Foto + Text 2025: Weingut „Graf von Kanitz“ aus Lorch / Rheingau