Das Morgenbachtal früher

Postkarte Morgenbachtal zVa

Im Morgenbachtal existierten im Mittelalter 3 Wassermühlen, 1815 wurde zwischen der mittleren und oberen Mühle eine weitere 4. Mühle gebaut. Viele Künstler stellten das wildromantische Ambiente des Tals mit seiner Fauna und Flora, steilen Felsen und den Mühlen in künstlerischer Ausdruckweise dar.

Die 4 Mühlen

Am Unterlauf des Morgenbachs nutzten früher Mühlen die Wasserkraft. Sie wurden von der Bachmündung in Richtung Bachquelle „von unten nach oben“ dekliniert. Während die zum Rhein hin unteren 3 Mühlen im felsfreien Wiesengrund erbaut waren, saß die 4. Mühle nahe der Kletterfelsen als „Letzte Mühle“ im Felsambiente.

Im Besitz des Mainzer Domkapitels

Kaiser Otto II. übertrug auf dem Reichstag zu Verona am 14. Juni 983 die Hoheitsrechte über die Stadt Bingen und das Binger Land seinem Kanzler, Erzbischof Willigis von Mainz. Dadurch gehörte das Morgenbachtal bei Trechtingshausen für Jahrhunderte dem Mainzer Domkapitel, bevor es 1585 mit der oberen (heute die 4. und letzte Mühle) und der mittleren Mühle (heute als 3. Mühle bezeichnet) an den Domherrn Anton von Wiltberg zunächst als Lehen und später als Vollbesitz ging. Die unterste und 1. Mühle am Talausgang in der Nähe der St. Clemenskapelle (auch Clemensmühle genannt) verblieb 1585 zunächst im Mainzer Besitz. Quelle: Wilhelm Hartung

Besitzer Eyß, Puricelli, Reuschel, Weyer, …

Nach Anton von Wiltberg hatten das Morgenbachtal und die oberen Mühlen wechselnde Besitzer, darunter ab 1779 Johann Matthias Freiherr von Eyß. Auch die 1. und unterste Mühle wechselte den Besitzer: Im 19. Jahrhundert gehörte sie Baron Nikolaus von Kirsch-Puricelli und wurde zu Wohnzwecken umgebaut das Haus des Puricelli’schen Gärtners. Später wohnte viele Jahre der Dorfchronist Valentin Reuschel in diesem Haus.

Valentin Reuschel 1975 mit 73 Jahren

1815 wurde zwischen der mittleren und oberen Mühle (dadurch wurde sie die 4. und letzte Mühle) eine 3. Mühle als Ölmühle (Walnussöl) errichtet, die Weyer’sche Mühle, benannt nach der Familie Weyer. Quelle: Wilhelm Hartung

Heute sind alle ehemaligen Mühlengebäude – wiederum baulich umgestaltet – in Privatbesitz von Trechtingshäuser Familien.

Die Clemensmühle (1. Mühle)

Lithografie 1833 von J. F. Dielmann

Die folgende Zeichnung ist aus dem monumentalen Werk über den Rheinlauf von Mainz bis Koblenz „Vogel’s Rheinpanorama, 1833, Frankfurt“ mit links- und rechtsrheinischer Sicht mit je 21m Länge. In DILIBRI, dem Rheinland-Pfälzischen Digitalisierungsportal, sind alle über 100 Zeichnungen von F. C. Vogels Rheinpanorama, 1833 in Frankfurt erschienen, als .pdf-Dateien gelistet >>> Liste der >100 Zeichnungen F.C.Vogel’s Rheinpanorama 1833

Die 1. Mühle lag am Talausgang zwischen der St. Clemenskapelle, damals noch St. Clemenskirche tituliert (links) und der Ruine Falkenburg, heute Burg Reichenstein (rechts), bevor der Morgenbach über sein weit hinaus geschobenes Mündungsdelta in den Rhein fließt. Im Talhintergrund sind die Kletterfelsen sichtbar. Oberhalb der 1. Mühle und hinter der St. Clemenskapelle ragen weitere schroffe Felsformationen aus dem Wald.

1833 Lithografie aus Vogels Rheinpanorama (Ausschnitt). Quelle: Dilibri-RLP, Zeichner J. F. Dielmann, Frankfurt. zVa

Ölgemälde 1795 von Georg Schneider

Die 1. Mühle mit ihrem Umfeld als Ölgemälde des Mainzer Kunstmalers Georg Schneider (1759-1842). Von links der Rheinlauf südwärts nach Bingen, die St. Clemenskapelle, darüber die Burgruine Vautsberg (heute Burg Rheinstein), davor die Steinbrücke über den Morgenbach, rechts die Burgruine Falkenburg.

Die 1. Mühle am Ausgang des Morgenbachtals 1795. Ölgemälde von Georg Schneider. zVa

Die 2. Mühle

Von der 2. Mühle liegen dem Herausgeber zur Zeit keine künstlerischen Darstellungen vor. Sie gehörte seit ihrer Erbauung dem Domkapitel von Mainz. 1585 ist der Domherr Anton von Wiltberg, 1779 ist Johann Matthias Freiherr von Eyß als Besitzer in Urkunden als Besitzer vermerkt. Nach 1800 wurde sie Privatbesitz der sie betreibenden Müllerfamilien. Quelle: Wilhelm Hartung

Die Weyer’sche Mühle (3. Mühle)

Die 3. Mühle wurde 1815 als Weyer’sche Mühle mit oberschlächtigem Mühlrad am rechten Bachufer erbaut und teilweise als Ölmühle betrieben. Louis Catoir malte sie in Ölfarben.

Der Kunstmaler Louis Catoir

Louis Catoir, auch Johann Ludwig Catoir, * 8. April 1792 in Offenheim, † 26. Mai 1841 in Mainz, war ein deutscher Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts. Er lebte in Mainz, seine Schüler waren Gustav Jacob Canton, Karl Ludwig Seeger, Friedrich Simmler. Er beschickte Kunstausstellungen in Berlin, Magdeburg, Halle, Karlsruhe. Er liebte das Morgenbachtal und malte die 3. und 4. Mühle.

1838 Ölgemälde „Weyer’sche Mühle“ von Louis Catoir

1838 Louis Catoir: 3. und Weyer’sche Mühle, Gemälde in Öl zVa

Die „Letzte Mühle“ (4. Mühle)

1833 Ölgemälde „Letzte Mühle“ von Eduard Wilhelm

Die 4. und Letzte Mühle wurde 1833 von Eduard Wilhelm eindrucksvoll dargestellt. Wenn das Ölgemälde bachaufwärts konzipiert ist, dann sind Mühle und Felsen spiegelverkehrt auf dem rechten Bachufer dargestellt. In der Natur stehen sowohl Mühle als auch Kletterfelsen auf dem linken Bachufer.

„Landschaft mit Mühle im Morgenbachtal“ Ölgemälde 1833. Von Eduard Wilhelm Pose. Standort: Kunstpalast Duesseldorf. zVa

1836 Ölgemälde „Letzte Mühle“ von Louis Catoir

Die 4. und „Letzte Mühle“ stand am linken Bachufer und wurde 1836 und 1838 von Louis Catoir vor dem Hintergrund der Kletterfelsen in Öl auf Leinwand unterschiedlich in Szene gesetzt.

Louis Catoir: 4. und Letzte Mühle, Ölgemälde1836. Quelle: Das Morgenbachtal in der Malerei des 19.Jahrh. Matthias Lehmann Seite 54 zVa

1838 Ölgemälde „Letzte Mühle“ von Louis Catoir

Louis Catoir: 4. und Letzte Mühle, Ölgemälde 1838. Foto: auction.van-ham.com zVa

Besitzerwechsel „Letzte Mühle“

1779 erwarb Johann Matthias Freiherr von Eyß die „Letzte Mühle“. Nach 1800 waren die Besitzer Jakob Geller, Valentin Walldorf, sein Sohn Johannes Walldorf, der zum niedergehenden Mühlbetrieb eine kleine Gaststätte als Erwerbsquelle begann.

1895 erwarb Jakob Bauer die Mühle, errichtete 1898 ein neues Wohngebäude, erweiterte die kleine Gaststätte zu einer Waldgaststätte und übergab sie 1927 an seinen Sohn Willi Bauer. Auch eine in der Region anerkannte Tanzschule etablierte der musikalisch gebildete Jakob Bauer in der Mühle. Quelle: Wilhelm Hartung

Detaillierte Geschichte ab 1296

Detailliert beschreibt Wilhelm Hartung den geschichtlichen Rahmen der 4. und letzten Mühle aus 730 Jahren ab ihrer 1. historischen Erwähnung 1296 in seinem Aufsatz: Die letzte Mühle mit dem Wasserkarussel im Morgenbachtal, Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen 2020, Seiten 124-127, sowie im Periodikum Der Trexhaiser, Heft Nr.72 (2020), Seiten 1-5.

Wasserkarussel

Im 20. Jahrhundert betrieb die Familie Bauer in mehreren Generationen die „Letzte Mühle“ als Ausflugslokal mit dem bei Kindern und jung gebliebenen Erwachsenen beliebten Wasserkarussel bis in die 1960er Jahre, musikalisch unterlegt aus einer mechanischen Orgel.

1920 Postkartenansichten „Wasserkarussel der 4. und Letzten Mühle“. Quelle: Hendrika Sonntag / kaltnaggisch.net
1920 Postkarte der 4. und Letzten Mühle. Quelle: Hendrika Sonntag / kaltnaggisch.net

Das Morgenbachtal in der Malerei des 19. Jahrhunderts

Zeitgenössische Postkarten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts zeigen als Motiv die 4. und Letzte Mühle in künstlerischer Darstellung.

Historische Postkartenmotive

1910 Zwei Frauen am Weinberg vor der Letzten Mühle, Postkarte zVa

In der Bildmitte die „Letzte Mühle“, vor dem Hintergrund der Kletterfelsen, rechts Weinberge am Berghang zur Burg Reichenstein im Gewann „Morie“.

1910 Holzsammler vor der Letzten Mühle, Postkarte zVa
1920 Morgenbachtal mit der Letzten Mühle, Postkarte zVa

Friedrich Karl Joseph Simmler *04.03.1801 Hanau, +02.11.1872 Aschaffenburg war ein deutscher Landschafts-, Porträt- und Tiermaler der Münchner und Düsseldorfer Schule, malte 1838 das Morgenbachtal im Winter.

Friedrich Simmler „Das Morgenbachtal im Winter“ 1838. Privatbesitz. Foto: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 53. zVa

Weitere Künstler zum Morgenbachtal sind neben Louis Catoir und Friedrich Simmler auch Hermann B. Heinrich Jaspers und C. F. Lessing.

Eine mittelrheinische Kleinlandschaft bei Trechtingshausen am Rhein in Naturstudie und Ateliergemälde

von Matthias Lehmann und Vera Leuschner. Auszüge aus dem Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seiten 37 – 60.

Die ersten 4 Seiten des Artikels sind vollständig wiedergegeben, um die textlichen Ausführungen zum Morgenbachtal wirksam anzubieten, die auch auf die Kompetenzen von Valentin Reuschel verweisen. Danach sind aus weiteren Seiten gezeigte Ausschnitte auf die künstlerischen Werke und Skizzen konzentriert.

Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 37. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 38. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 39. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 40. zVa

Aus den weiteren Seiten sind Ausschnitte auf die künstlerischen Werke konzentriert.

Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 41, Ausschnitt. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 53. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 54, Ausschnitt. zVa
Quelle: Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seite 59, Ausschnitt. zVa

Quellenverzeichnis

Literatur

  • Lehmann, Matthias und Leuschner,Vera: Eine mittelrheinische Kleinlandschaft bei Trechtingshausen am Rhein in Naturstudie und Ateliergemälde, Sonderdruck aus „Kunst in Hessen und am Mittelrhein“, Darmstadt 1977, Band 17, Seiten 37-60
  • Ohl, Nils: Relief, Boden- und Landnutzungsgeschichte am Morgenbachtal bei TrechtingshausenDiplomarbeit. Mainz 2011

Einzelnachweise

  • Fabrizius, Wilhelm: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bd.6
  • Goertz, Adam: Mittelrheinische Regesten Nr2/79, Seite 553
  • Hartung, Wilhelm: Die letzte Mühle mit dem Wasserkarussel im Morgenbachtal, Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen 2020, Seiten 124-127
  • Hartung, Wilhelm: Die letzte Mühle mit dem Wasserkarussel im Morgenbachtal, Periodikum Der Trexhaiser, Heft Nr.72 (2020), Seiten 1-5
  • Hartung, Wilhelm: Mündliche Ergänzungen zur Historie der Mühlen Nr.1 bis Nr.3 am 23.04.2025 an den Herausgeber
  • von Stramberg, Christian: Rheinischer Antiquarius, Koblenz 1860, Seite 297
  • Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 655,25 No 390
  • Vogel, F., C.: Vogel’s Rheinpanorama, 1833, Frankfurt“ Rheinlauf von Mainz bis Koblenz mit links- und rechtsrheinischer Sicht mit je 21m Länge. In DILIBRI, dem Rheinland-Pfälz. Digitalisierungs-Portal, sind alle >100 Lithografien von F. C. Vogels Rheinpanorama als .pdf-Dateien gelistet
  • Wikipedia: Vita von Catoir, Louis (auch Johann Ludwig Catoir), Vita von Wilhelm, Eduard / beide Landschaftsmaler aus Mainz

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