Rheinschifffahrt in römischer Zeit
Seit Beginn des 1. Jhs. n. Chr. wird der Rhein durch die Römer sowohl immer mehr zur Handelsstraße, als auch zur nassen Grenze nach Osten, die es mit Patrouillen- und Kriegsschiffen zu sichern galt. Auch das Mittelrheingebiet zwischen Bingen und Koblenz wurde von römischen Schiffen befahren, wie 1981 in Mainz in 7,50 Meter Tiefe ausgegraben.
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Durch die römische Flotte auf dem Rhein kamen Neuerungen in die heimische Schifffahrt, wie z.B. die feste Ruderanlage. Die römischen Kriegsschiffe wurden gerudert oder gesegelt und vom Heck aus gesteuert. Transportschiffe der Flotte und private Handelsschiffe übernahmen einheimische Bauformen. Seit die Mannschaften auf Treidelpfaden am römischen, linken Ufer die Schiffe zu Berg zogen, gilt Rechtsverkehr in der Rheinschifffahrt.
Wegen der nicht überwindbaren Stromschnellen des Binger Lochs war Trechtingshausen auch ein römischer Auslade-/Umschlagsplatz zum Weitertransport auf dem Landweg nach Bingen. Quelle: Valentin Reuschel, Trechtingshausen
Rheinschifffahrt im Mittelalter
Flussaufwärts werden die Schiffe vom Ufer aus gegen die Strömung gezogen und mit Gegensteuern oder bei kleinen Kähnen mit Stakstangen vom Ufer weggehalten (getreidelt).
Auch im Mittelrheingebiet wurden am römischen (linksrheinischen) Ufer die Schiffe von Mannschaften, später im Mittelalter von Pferden flussaufwärts gezogen.
Dampfschifffahrt am Mittelrhein
Die ersten Dampfschiffe erreichten Koblenz: 1816 der „Prinz von Oranien“, 1817 die „Caledonia“ und 1824 der „Seeländer“.
Die Rheinschifffahrt vor Trechtingshausen erfuhr mit dem Auftauchen der 1. Dampfschiffe am Mittelrhein eine gravierende Zäsur. Die Skepsis der Rheinschiffer, ob die bisherige Treidelschifffahrt mit Pferden womöglich mit Dampfkraft wirtschaftlich abgelöst werden könnte, zeigt ein Artikel im „Frankfurter Journal“ vom 19.11.1824, wo eine Fahrt von Rotterdam stromaufwärts bei St. Goar wegen der starken Strömung abgebrochen wurde.
Lesen >>> „Von Rotterdam bis St. Goar“ im Frankfurter Journal 19.11.1824
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen machte im Sept. 1825 eine Dampferfahrt bei Köln auf dem holländischen Dampfschiff „de Rijn“ (der Rhein), um seine neuen Gebiete kennenzulernen und das Eis (Rheinland / Preußen) zu brechen. Ihm zu Ehren wurde das Schiff auf „Friedrich Wilhelm“ umgetauft. In 1 Jahr beförderte es 19.235 Passagiere und 52.635 Zentner Güter. Das Schiff wurde 1840 in Holland abgewrackt. 1826 wurde in Köln die Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft (PRDG) gegründet, die spätere Köln-Düsseldorfer (KD), eine der ersten deutschen Aktiengesellschaften.
Erste Dampfer 1828 am Mittelrhein
Dampfer „Friedrich Wilhelm“ 1828 vor Burg Rheinstein
Exkurs: Pioniere der Dampfschifffahrt auf dem Rhein
„Defiance“ – 1. Dampfschiff auf dem Rhein 1816
Der englische Schaufelraddampfer „Defiance“ (engl: Trotz) fuhr mit seiner 2-Zylinder-Dampfmaschine (Zylinderdurchmesser 25,4 cm / Hub 91 cm) und ca. 14 PS von Rotterdam bis Köln, wo er am 12. Juni 1816 anlegte. Oberhalb von Köln reichte die Maschinenkraft gegen die stärkere Strömung nicht zur Weiterfahrt aus.
Ein Jahr später befuhr James Watt jr. mit der Caledonia von England kommend den Rhein bis nach Koblenz, allerdings teilweise noch mit Hilfe von Treidelpferden.
„Concordia“ – 1. deutsches Dampfschiff auf dem Rhein 1827
Die „Concordia“ (lat: Eintracht) war das erste deutsche Dampfschiff auf dem Rhein. Mit der Fahrt am 1. Mai 1827 von Düsseldorf nach Köln begann der Linienverkehr auf dem Rhein.
Die Concordia war 42,70 Meter lang, 4,88 Meter breit und hatte 240 Tonnen Wasserverdrängung. Sie konnte bis zu 230 Passagiere und knapp 60 Tonnen (1.173 Zentner) Fracht befördern. Neben Passagieren und Stückgut wurden auch Pferde und Reisewagen transportiert. Der Antrieb bestand aus einer englischen Einzylinder-Niederdruck-Dampfmaschine mit 70 PS Leistung bei 30/min. Die Maschine besaß ein Schwungrad, um die Gleichmäßigkeit des Gangs zu erhalten. Sie stand auf der einen Schiffsseite, der Dampfkessel auf der anderen. Die Schaufelräder hatten einen Durchmesser von 3,76 m.
Dampfschifffahrt auf dem Mittelrhein
Mit der Concordia und der 1827 gebauten und am 26. Mai 1827 als zweitem Schiff der PRDG in Dienst gestellten Friedrich Wilhelm wurde der Linienverkehr zwischen Mainz und Köln aufgenommen. Die gut 200 km lange Reise von Mainz nach Köln dauerte etwa 10 Stunden, wesentlich schneller als mit der Postkutsche. Für die Rückreise stromaufwärts brauchte man mit einer reinen Gesamtfahrzeit von 22 Stunden und 10 Minuten mehr als doppelt so lange: am ersten Tag ging es von Köln nach Koblenz, am zweiten Tag von Koblenz nach Mainz. Die Einrichtung und Ausstattung des Schiffes galten als prachtvoll und bequem. „Man kann sich nichts Eleganteres und Bequemeres denken als dieses Dampfschiff“, schrieb 1827 der Schriftsteller Friedrich von Matthisson an Bord der Concordia.
Skepsis unserer Vorfahren 1827
Das erste Erscheinen von Dampfschiffen auf dem Mittelrhein versetzte unsere Urgroßeltern wohl in ebenso lebhaftes Staunen, wie wir es beim Erscheinen des ersten Zeppelin-Luftschiffes über Koblenz 1909 erfuhren. Unsere Vorfahren begriffen kaum, wie ein Boot im Strom, und zwar in der Mitte des Stromes, diesen überwindend und leicht lenkbar, ohne Ruder oder Segel und ohne vorgespannte Pferde von Köln nach Koblenz stromauf fortbewegt werden konnte! War doch die Bergfahrt der Boote – auch der zu Reisen und Vergnügungsfahrten benutzten „Yachten“, – seit die Welt bestand, an das mühsame Treideln durch Halterpferde (oder auch Menschen!) gebunden gewesen, oft konnte nur am Ufer entlang gesegelt oder gerudert werden.
Rheinschifffahrt 19. Jahrhundert
Flöße auf dem Rhein vor Trechtingshausen
Im Jahre 1885 wurden noch 1032 Flöße mit 181.276 Tonnen Ladung rheinabwärts geschickt. Große Holzflöße, die den Rhein hinunter trieben, waren um 1900 vor Trechtingshausen noch ein tägliches Phänomen und dennoch: Die Zeit der großen Rheinflöße befand sich bereits im Niedergang. Das letzte Holzfloß trieb im Jahr 1968 den Fluss hinunter.
Noch in der Neuzeit wurde wie in dem Gemälde vor der wieder aufgebauten Burg Rheinstein parallel zum Aufkommen der Dampfschifffahrt mit einem Pferd getreidelt.
50 Jahre später war die Dampfschifffahrt etabliert. Vor Burg Rheinstein fahren Linien Passagierschiffe der Köln-Düsseldorfer und Schleppzüge mit mächtigem Dampfschlepper parallel bei Niedrigwasser am Clemensgrund vorbei.
Trechtingshausener Schiffer
Trechtingshausener Schiffer 1880 unter dem preussischen Adler vor der Loreley auf einem Pontonschiff, davor 2 Nachen. Ganz links (x) Simon Both *1845 +1911, Vater von Therese Both (*1873 +1944, verh. mit Johann Junck III. *1869 +1948) und ein Urgroßvater von Christine (Christel) Metzroth verh. Tabarelli.
Schiffsbesatzung vor Trechtingshausen 1895: links außen (x) Michael Metzroth III. *1859 +1931 und als Zweiter von rechts (x) Johann Junck III. *1869 +1948, die beiden Großväter von Christine (Christel) Metzroth verh. Tabarelli.
Moderner Raddampfer vor Trechtingshausen 1930
Das Trechtingshausen und der Bahnlinie vorgelagerte Uferland gehörte noch den Schrebergärten auf dem „Werth“ und wurde noch nicht durch den Sportplatzbau 1951 geteilt. In der Vergrößerung ist rechts oben die ankernde Winzerkahnflotte als Kette von Pünktchen sichtbar.
Über dem Ort sind die Steinwerke als Senke und Burg Sooneck sichtbar. Am oberen Bildrand ist eine gekreuzte Schneise im Wald zu sehen, wo die Loren der Bergwerksgrube Waldalgesheim an einer Seilbahn mit Schüttgut zum Verladen an den Rhein schwebten.
Winzernachen vor Trechtingshausen
Zur Rheinüberquerung vom linksrheinischen Trechtingshausen zu den Weinbergen der Trechtingshausener Winzer in das gegenüberliegende Bodental in Hessen ankerten vor Trechtingshausen ca. 30 bis 40 motorlose Winzerboote, vor dem WK2 aus Holz, danach mit Metallrümpfen.
Die motorlose Rheinquerung
Sie wurden von Personen am Ufer über ein Seil ein Stück weit stromaufwärts gezogen (getreidelt), während der „Steuermann mit einer Stakstange das Boot vom Ufer etwas fern hielt. Dann hieß es „alle an Bord“ ,um mit 2 Ruderriemen lenkend und meist nicht eingesetztem Segel driftend und ca. 1 km rheinabwärts verlierend den Rheinstrom zu queren.
Manuelle Weinbergsarbeit
Die Familie Johann Tabarelli besaß 4 rechtsrheinische Weinberge, die ganzjährig bearbeitet wurden. Winzer schnitten sowohl im Winter als auch im Sommer ihre Reben. Der Winterschnitt wurde an frostfreien Tagen im Januar und Februar durchgeführt: 1 Kneten mit 2 Blütenknospen (Augenpaar) als Basis der nächstjährigen tragenden Reben und eine oder zwei Bogenreben (kräftige letztjährige etwa 1 Meter lange Triebstücke, die bogenförmig am Draht befestigt werden).
Binden, Giwwele (die Spitzen der langen Fruchttriebe werden ca. im Juni eingekürzt) Boden hacken und Düngen waren einige der Arbeitsgänge, die bis zur Weinlese im Herbst das Jahr über gemacht wurden. Durch die Steillage der vor der großen Umlegung (Bodenreform) kleinparzelligen Weinberge mit vorzüglichem Schieferboden war früher kein maschineller Einsatz möglich: Alles wurde in Handarbeit ausgeführt.
Kahnpartie vor Trechtingshausen 1935 – von links: Adam Tabarelli (7 Jahre), Christine (Christa, später Dina) Tabarelli (12 Jahre) und ihr Vater Johann Baptist Tabarelli (46 Jahre).
Links zum Thema
> Wolfgang Stumme: Aufsatz „Dampfschifffahrt auf dem Rhein“ Quelle: regionalgeschichte.net
> Dr. W. Spieß „Die ersten Dampfer auf dem Rhein“ Quelle: weissergasse-koblenz.de
> Johanna Schopenhauer 1828 „Das Dampfschiff“ Quelle: Gutenberg-Projekt.DE
> Die ersten Dampfschiffe in Europa und U.S.A. Quelle: Victorian Web